Wir hatten das große Glück, dass ein Hornissenvolk den Sommer bei uns im Garten verbracht hat. Aus unmittelbarer Nähe konnten wir das Werden und Sterben dieser herrlichen Insekten beobachten. Wir waren sozusagen „live“ dabei. Durch sachgemäßes Verhalten und umfassende Aufklärung über die Lebensweise dieser Tiere ist es zu keinerlei Problemen gekommen. Wir hofften und wünschten uns sehr dass auch dieses Jahr wieder eine Königin bei uns im KinderGarten eine Bleibe findet. Seit einiger Zeit nun können wir beobachten wie in einem Meisenkasten wieder ein Hornissennest entsteht. Mit Hilfe eines Hornissensachverständigen des Landratsamtes werden wir dieses anfängliche Nest zu gegebener Zeit in einen großen Hornissenkasten umsiedeln und freuen uns, wieder einen Sommer lang mit diesen nützlichen und wunderschönen Insekten in guter Nachbarschaft verbringen zu können.
Unsere Einstellung zu den etwas „unbequemeren“ Tieren entscheidet über deren Leben und Sterben. Jeder freut sich über einen Marienkäfer oder einen Schmetterling, sie verlangen uns keinerlei Rücksichtnahme ab. Bei den Wespenarten ist das schon anders. Sicherlich ist keinem Menschen der an einer nachgewiesenen Allergie leidet ein Wespen-oder Hornissennest in unmittelbarer Nähe zuzumuten. Aber eine Schwellung nach einem Stich ist keine lebenbedrohliche Allergie sondern lediglich eine örtliche Reaktion der Haut. Das Zusammenleben mit einem Hornissenvolk erfordert von uns eine gewisse Rücksichtnahme auf ihre Lebensweise und wir müssen durchaus auch Einschränkungen auf uns nehmen. So sind wir beispielsweise nur noch bis zu markierten Stellen gegangen um die Tiere nicht zu stören. Was die Kinder (und wir Erwachsenen) im Zusammenleben mit Hornissen lernen, können wir durchaus auch im Umgang mit Menschen brauchen: Rücksichtnahme auf das Anderssein anderer, Toleranz statt Draufhauen, die eigenen Grenzen etwas enger stecken um den anderen Lebensraum zu geben, Interesse entwickeln für die Lebensweise anderer. Ein kleines Stück Friedenserziehung!
Die Natur hat das unmittelbare Miteinander von Mensch und Hornissen eigentlich so nicht vorgesehen und geplant. Als Bewohner lichter Wälder, Waldränder und Waldlichtungen sind Hornissen Waldtiere. Ihrer ursprünglichen Nist-und Lebensräume beraubt, wurden die Hornissen Kulturfolger des Menschen; im menschlichen Siedlungsbereich finden sie genügend (künstliche) Höhlen, die sie in der freien Natur vergeblich suchen.
Über die Gefährlichkeit von Hornissenstichen werden noch immer die abenteuerlichsten Geschichten verbreitet. Hartnäckig hält sich das Vorurteil, drei Hornissenstiche würden einen Menschen und sieben ein Pferd töten. Dabei gilt wissenschaftlich längst gesichert, dass Stiche von Hornissen nicht gefährlicher sind als Stiche von Bienen oder Wespen. Der Gießener Pharmakologe Prof. E. Habermann hat nachgewiesen, dass pro Stich 0,3-0,5 Mikroliter Flüssigkeit entleert wird, die eine 20%ige Giftlösung darstellt. Dem Menschen wird als pro Stich etwa 0,1 mg Giftsubstanz einverleibt. Im Tierversuch wurde festgestellt, dass erst bei 10 mg pro Körperkilogramm eine Gefahr bestand. Daraus läßt sich der Schluss ziehen, dass über 1000 Stiche auf einmal nötig wären um einen 70 kg schweren Mensch in Gefahr zu bringen. Selbst in den größten Hornissenkolonien leben gleichzeitig bei weitem nicht so viele Tiere.