Der Rhytmus der Jahreszeiten strukturiert die Arbeit im NaturKinderGarten – Die Qualitäten des jahreszeitlichen Naturkreislaufes werden unmittelbar erlebt.
Das Kind empfindet die Jahreszeiten hautnah: Frühling, Sommer, Herbst und Winter in ihren sehr unterschiedlichen, typischen Erscheinungsformen. Die Freude über die ersten wärmenden Sonnenstrahlen, das Erblühen der Blumen, Gräser und Bäumen. Die heraufziehenden dunklen Wolken, der einsetzende Regen unter einem schützenden Blätterdach. Das Staunen über die Schönheit eines Regenbogens. Die Hitze des Sommers, gemildert durch die Kühle des Schattens unter einem Baum. Die raschelnden Blätter im Herbst, und die vereisten, in allen Farben spiegelnden, zugefrorenen Pfützen und reifbehangenen Zweige im Winter. Kinder „be-merken“ und „be-achten“ oft die kleinsten Veränderungen und hinterfragen sie. Fragen, von kindlichem Staunen und natürlicher Neugierde geprägt, erwachen an den Phänomenen der Welt. Sie fordern uns als erwachsenen Lebensbegleiter auf, den Kindern die Möglichkeit zu geben, mit unserer Hilfe altersgemäße Erfahrungen zu sammeln über das was Himmel und Erde zusammenhält. Dies geht bekanntlich am allerbesten wenn Kopf, Herz und Hand am Lernprozeß beteiligt sind.
Die Kinder bewegen sich frei und spontan in der Natur. Sie erfahren dadurch die Möglichkeiten und Grenzen ihrer eigenen Körperlichkeit. In der Natur bietet sich die größtmögliche Vielfalt an Bewegungsanläßen- und möglichkeiten
Was gibt es Schöneres, als sich draußen, in der freien Natur, ohne Zeitdruck und Einengung bewegen zu können? Nach Herzenslust seine eigenen Kräfte erproben: hüpfen, klettern, kriechen, balancieren…., einfach alles, was ein gesundes körperliches und seelisches Wachstum fördert.
Die Phantasiekräfte des Kindes können sich ganz frei entfalten
Das Tätigsein mit und in der Natur bietet dem Kinde alle Möglichkeiten die eigene Phantasie einzusetzen und zu entwickeln. Ein umgefallener Baumstamm wird zum Schiff, ein Ast verwandelt sich in einen Bohrer, mit dem eine Baustelle betrieben wird….
Zur ganzheitlichen Erziehung im Natur- Kinder-Garten…
gehören sowohl die rhythmisch – musikalische Erziehung als auch das Vermitteln von Kulturgut wie zum Beispiel Märchen, Lieder, das Feiern der Jahresfeste und anderes. Im Mittelpunkt aller Bemühungen steht das Kind mit seinen natürlichen Bedürfnissen, wie Spieltrieb, Experimentierfreude, Bewegungsdrang usw. … Umgeben von einer von Liebe und Geborgenheit geprägten Atmosphäre kann es sich am sinnvoll handelnden Erwachsenen orientieren. So hat es die Möglichkeit, sich neben einem naturwissenschaftlichen Grundverständnis auch die Basis für ein umfassendes Weltinteresse zu erwerben. Im Natur-Kinder-Garten wird deshalb Wissen in erster Linie durch elementare, praktische Erfahrung generationsübergreifend vermittelt. Die ausgewählten Themen stehen sowohl in regionalen als auch überregionalen kulturhistorischen Zusammenhängen. Durch das bewußte Einbeziehen interkultureller Bedingungen und unter dem Aspekt des künstlerischen Gestaltens ist die Arbeit gezielt gegenwartsbezogen, zugleich aber auch zukunftsweisend. So lernen Kinder verschiedener Kultur- und Religionszugehörigkeiten in Toleranz und Akzeptanz miteinander zu leben. Ebenfalls möchten wir das Augenmerk darauf richten, dass die heranwachsende Generation durch ein kooperatives Netzwerk von wissenden und fähigen Mitmenschen aus ihrem isolierten Inseldasein in Kindergarten und Schule herausgeführt werden kann – mit dem Ziel, eine neue soziale Kultur zu schaffen. Wenn Kinder und Jugendliche im Wahrnehmen, Denken und Tun des Erwachsenen einen wegweisenden Wertemaßstab entdecken, so kann sich dies für die Zukunft gewaltvorbeugend auswirken. Eine umfassende Gesundheitsprävention im Kindesalter wird – wenn sie gelingt – auch drogenprophylaktische Bedeutung haben. Ein solches Vorbild weckt die Freude und das Interesse daran, sinnerfülltes Tätigsein nachzuahmen, und weckt den Wunsch, eigene Freiräume für fantasievolle Ausdrucksmöglichkeiten und kreatives kindliches Schaffen zu ergreifen. So wird nicht nur eine positive Einstellung zur Arbeit ausgeprägt sondern darüber hinaus ein Beitrag zur ökologischen und sozialen Friedenserziehung geleistet.
Stille wird erfahrbar.
Eine Sensibilisierung für die Stimmen der Natur und das gesprochene Wort ist beabsichtigt. Gerade in der heutigen lärmüberfluteten Zeit, wo Dauerberieselung durch die überall gegenwärtigen Medien üblich geworden ist, ist die Erfahrung von Stille, bzw. von Naturgeräuschen unendlich wertvoll und heilsam. Das Rascheln der Blätter im Wind, das Plätschern eines Bächleins, das Zwitschern der Vögel, das Zirpen der Grillen, das Hämmern des Spechts.,……
Kinder mit Behinderungen…
werden, sofern dies im Bereich ihrer eigenen und der Möglichkeiten des Natur-Kinder-Gartens liegt gerne aufgenommen. Ihre Integration ist eine sehr erstrebenswerte Bereicherung für das Projekt. Eine intensive Zusammenarbeit mit Elternhaus, Arzt und Therapeuten ist erwünscht
Verhaltensauffällige Kinder
haben die Chance, aufgrund neuer Erfahrungen und Erlebnisse eine andere Verhaltensweise aufzubauen. Hierbei hilft der Freiraum dazu, dass sich im Kind kaum Aggressionen anstauen, bzw. dass sie sich durch angemessene Aktivitäten in Kreativität umwandeln.
Kinder und alte oder gebrechliche Menschen
Leider werden in unserer Gesellschaft natürliche Lebenszusammenhänge immer mehr zerrissen, und immer weniger wird direkt erfahrbar (immer mehr muss deshalb auch gelehrt werden!). Dazu gehört auch das Erfahren von Alter und Krankheit oder Gebrechlichkeit.
Die Begegnung von Kindern und alten oder gebrechlichen Menschen kann für beide Seiten ein großes Geschenk sein: Kinder hören gern den Erzählungen zu und lassen sich zeigen, wie dies oder jenes gemacht wird oder früher gemacht wurde. Alte oder Gebrechliche leben auf, wenn sie die Neugier und Lebensfreude der Kinder erleben, und sie freuen sich, wenn ihre anscheinend in der Gesellschaft nicht mehr gefragten Fähigkeiten und Erfahrungen für die Kinder offensichtlich höchst spannend sind.
Ganz nebenbei erfahren die Kinder in diesen Begegnungen auch, dass Menschen nicht immer jung und leistungsfähig sind, dass aber auch Alte und Kranke eine Bereicherung sind.
Wir wünschen uns die Teilnahme alter oder kranker Menschen an unseren Festen, wir denken auch an regelmäßige Besuche („Opa-Tag“ mit Erzählungen von früher) sowie an spontane Begegnungen, etwa wenn im Kindergarten etwas zu tun ist, was der alte Herr aus der Nachbarschaft gut kann und gern macht, oder wenn die Kinder auf einem Spaziergang Blumen finden, die sie gern der kranken Frau nebenan bringen möchten.
Kinder und Tiere.
Weil das Tier den Menschen so annimmt, wie er ist, kann auch der Mensch beginnen, sich so anzunehmen wie er ist.
Kinder fühlen sich zu Tieren hingezogen und gehen in der Regel unvoreingenommen auf sie zu. Wenn Kinder mit Tieren aufwachsen, können sie, so Studien, ihr Einfühlungsvermögen, Mitgefühl und Verantwortungsbewusstsein besser entwickeln. Der Erlanger Psychologe Erhard Olbrich unterstreicht dies mit seiner These, dass „Tiere in allen Stadien der kindlichen Entwicklung zur Verbesserung von Kompetenzkognitionen des Kindes beitragen können.“
Es ist uns sehr wichtig, dass Kinder so früh wie möglich erfahren, dass Tiere Mitgeschöpfe sind, die Schmerz und Freude empfinden wie wir Menschen. Dass sie im täglichen Umgang mit ihnen,( Füttern, Misten, Ausführen, Streicheln usw.) Fürsorge und Liebe entwickeln, denn was man als Kind lieben und schätzen gelernt hat, wird man zeitlebens schützen. Und das haben die Tiere wahrlich nötig!
Alle Sinne werden angesprochen
Die Natur bietet Sinneswahrnehmungen auf die vielfältigste Art. Jeder Stock hat eine andere Oberfläche. Frisch geschlagenes Holz riecht völlig anders als altes, vermoderndes. Moos ist nach dem Regen feucht, frisch und satt grün, während der Trockenheit dürr und struppig. Die Schritte im bunten, raschelnden Herbstlaub sind gut hörbar. Die Erde dampft nach einem heftigen Sommerregen. Vielerlei Blumen, Gräser und Tiere lassen das Kind staunend hinschauen und erwecken Freude und Ehrfurcht. Die Kinder werden auf ganz schlichte Weise mit den Mitgeschöpfen vertraut und erleben sich selbst unausgesprochen als Teil alles Lebendigen. Kinder lernen ganz anders als Erwachsene. Sie müssen die Dinge der Welt berühren, anschauen und „er-leben“ um sie zu „be-greifen.“ Erst viel später können sie Erklärungen aufnehmen. Zu frühes Erklären stört ihre Beobachtungsfreude und Abenteuerlust. Diese neugierige, fragende Grundhaltung, das Offensein übernimmt das Kind mit in die Schule.
Das „Verweilen können“ bei einer Tätigkeit, bei einer Beobachtung – entsprechend dem individuellen, subjektiven Bedürfnis des Kindes – schafft intensive Erfahrungs-, Erinnerungs- und dentifizierungswerte.
Ein Kennzeichen unserer Zeit ist leider das „Keine-Zeit-haben“. Es ist üblich geworden von einem Termin zum anderen zu hetzen; das Kind an der Hand, im Buggy oder im Auto. Wie wertvoll ist es dagegen „Zeit -zu-haben“: zum Beobachten des Ameisenhügels, zum Steinchensammeln am Wegesrand, zum täglichen Spielen und Neuentdecken einer Baumwurzel, und, und, und…….